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Nachhaltige ETFs sind in aller Munde. Aber wie nachhaltig sind sie wirklich? Welche Beispiele gibt es und was sind die Vor- und Nachteile?

All das erfährst du in diesem Artikel in fünf Schritten: 

      • die Basics nachhaltiger ETFs
      • Beispiele für nachhaltige ETFs
      • die Renditen und Risiken bei nachhaltigen ETFs
      • die Vor- und Nachteile
      • sowie die Frage wie nachhaltig ETFs denn jetzt wirklich sind.

Viel Spaß bei dem Artikel! 😊

SCHRITT 1 - Nachhaltige ETFs Basics.

ETF steht für Exchange Traded Fund und ist ein börsengehandelter Indexfonds, der die Wertentwicklung eines Referenz-Index nachbildet. Dieser Referenz-Index besteht aus vielen kleinen Einzelpositionen also z.B. aus vielen Aktien und setzt sich beispielsweise aus bekannten Indizes wie dem Dax zusammen. Weitere Formen von ETFs können Indizes einer gewissen Branche, eines Rohstoffs oder einer bestimmten Region sein.

Werden diese ETF physisch gebildet, kauft eine Gesellschaft die im Referenz-Index enthaltenen Aktien. Steigen diese Aktien jetzt im Wert, steigt auch der Wert der Gesellschaft. Erwerbt ihr einen ETF-Anteil, der durch diese Gesellschaft ausgegeben wurde, folgt dieser ETF-Anteil der Wertentwicklung der Gesellschaft und somit der Entwicklung des zugrundeliegenden Referenz-Index.

Das ist erstmal schön und gut, aber was genau ist jetzt das Problem mit der Nachhaltigkeit bei diesen Indizes? In vielen Indizes befinden sich teilweise bis zu mehreren tausend Unternehmen und ich behaupte einfach mal, dass ihr keine Lust habt bei der Auswahl eines ETFs jedes im Index enthaltene Unternehmen nach euren Vorgaben zu kontrollieren.  

Aus diesem Grund haben sich viele ETF-Anbieter dazu entschlossen gängige ETFs unter Berücksichtigung verschiedener nachhaltiger Kriterien anzubieten und die bereits bestehenden Mutterindizes oder eine Auswahl von Aktien quasi zu filtern. Die bekanntesten Nachhaltigkeitskriterien bzw. Begriffe sind dabei SRI und ESG. Es gibt aber auch weitere wie zum Beispiel Sustanability oder Low Carbon

SCHRITT 2 - Beispiele nachhaltiger ETFs.

Neben deinen persönlichen subjektiven Qualitätskriterien sollte der ETF unabhängig davon, ob es jetzt ein nachhaltiger oder nicht nachhaltiger ETF ist, weitere allgemeine Kriterien erfüllen, damit du diesen ETF auch langfristig sicher und kostengünstig besparen kannst.

  • Es sollten ausreichend viele Unternehmen im Index enthalten, um weiterhin eine breite Streuung zu erzielen. Das sollten am besten über 200 sein
  • Das Fondsvolumen sollte mindestens 100 Millionen Euro betragen
  • Der ETF sollte mindestens 5 Jahre alt sein, was allerdings für nachhaltige ETFs oftmals noch nicht der Fall ist
  • Der ETF sollte physisch gebildet werden
  • Die Trackingdifferenz also deine tatsächlichen Kosten sollten möglichst gering sein und am besten unter 0,5 % betragen
  • Die Gebühren für den Sparplan bzw. Broker sollten gering sein
  • Du solltest einen langen Anlagehorizont von mindestens 5 eher sogar 10 Jahren annehmen, um Schwankungen durch Krisen aussitzen zu können

iShares MSCI World SRI

Als Beispiel für einen nachhaltige ETF habe ich den iShares MSCI World SRI rausgesucht. Für diesen Index werden drei der sieben Ansätze verwendet, die ich euch in meinem Video zu den Basics nachhaltiger Geldanlagen im Details vorgestellt habe. Es werden aus dem Mutterindex MSCI World, der die weltweit größten 1600 Unternehmen aus Industrieländern enthält, von Anfang an bestimmte Sektoren wie Atomkraft, Waffenproduzenten, Tabak, Alkohol, Glücksspiel oder Kohleabbau ausgeschlossen.

Außerdem werden Unternehmen ausgeschlossen, die nicht die Richtlinien der UN Global Compact einhalten. Von den dann übrig gebliebenen Unternehmen werden nach dem Best-in-Class Prinzip die 25 % der nachhaltigsten Unternehmen in den neuen Index aufgenommen.

So bleiben in den Top 10 der Unternehmen beispielswiese Microsoft, Walt Disney, Adobe Inc. Oder Salesforce enthalten.

Mit knapp 390 Unternehmen befinden sich immernoch ausreichend viele Unternehmen im Index und auch die Kriterien der Fondsgröße, der geringen Trackingdifferenz und der physischen Abbildung sind erfüllt. Leichte Kritikpunkte sind, dass es den Fonds erst seit 4 Jahren gibt, weshalb auch die Aussage über die Trackingdifference noch nicht allzu aussagekräftig ist. Außerdem berücksichtigt der ETF nur Industrieländer, wovon dann sogar insgesamt 60 % auf Amerikanische Unternehmen entfallen.

iShares MSCI EM SRI

Aus diesem Grund kann der ETF gut durch den iShares MSCI EM SRI ergänzt werden. Die SRI Ansätze zur Filterung des Mutterindizes sind ähnlich wie beim MSCI World. Es werden wieder bestimmte Branchen ausgeschlossen, die UN Global Compact Kriterien eingehalten und der Best-in-Class Ansatz gewählt.

Die Top 10 der Unternehmen sind hier sehr viel unbekannter. Dafür ist die Diversifikation auf viele Länder in diesem ETF gegeben. Es befinden sich 197 Unternehmen im Index, bei einer ausreichenden Fondsgröße, einer physischen Abbildung und eine Trackingdifferenz von 0,4 %. Aber auch diesen Fonds gibt es erst seit 4 Jahren.

iShares Global Clean Energy

Das Dritte bisschen andere Beispiel für einen nachhaltigen ETF ist der iShares Global Clean Energy. Bei diesem ETF wird der Ansatz des Themenfonds gewählt und es wird in die 30 weltweit größten Unternehmen investiert, die im Bereich der sauberen Energien tätig sind. Hier befinden sich in den Top 10 Unternehmen der Wind und Solarbranche wie Vestas, Solaredge oder Siemens Gamesa. Den Fonds gibt es seit 2008, wird physisch gebildet mit einer Fondsgröße von knapp 600 Millionen €. Die Trackingdifferenz liegt im Durchschnitt mit minus 0,53 % seit 2008 ebenfalls in einem sehr guten Bereich.

 

SCHRITT 3 - Rendite / Risiko nachhaltiger ETFs.

Wie ist jetzt die Rendite eines nachhaltigen ETFs im Vergleich zu einem „nicht nachhaltigen“? Dafür habe ich jeweils den Mutter Index im Vergleich zum nachhaltigen ETF dargestellt, der jeweils in hellblau dargestellt ist.

Für den MSCI World SRI erkennt man, dass der nachhaltige ETF den Mutterindex mit Rüstungsfimren usw. im Betrachtungszeitraum insgesamt um ca. 10 % übersteigt.

Beim MSCI EM SRI erkennt man das Gegenteil und der ETF liegt oft unterhalb des Mutterindex. Am Anfang der Corona Krise performt der nachhaltige ETF ebenfalls schlechter. In den letzten Monaten hat der SRI ETF aber stark zugelegt und mittlerweile den Mutterindex überboten.

Allerdings ist für die beiden Darstellungen zu erwähnen, dass die nachhaltigen ETFs beide noch nicht sehr alt sind weshalb ein Vergleich über einen langen Zeitraum bisher leider noch nicht möglich wird.

Für den Global Clean Energy Index gibt es keinen Mutterindex, weshalb ich ihn mit dem Energy Index verglichen habe in dem auch Öl-Konzerne wie Total, Shell oder Exxon vertreten sind. Hier erkennt man, dass der nachhaltige ETF sehr lange schlechter perfomert hat, aber insbesondere in dem letztem Jahr stark zugelegt hat und den Vergleichsindex übertroffen hat.

Allgemein kann man sehen, dass ein nachhaltiges Investment nicht unbedingt mit einer niedrigeren Rendite verbunden sein muss, was auch durch mehrere Studien eindeutig belegt wurde.

Für die Risiken gilt, dass ihr bei den ersten beiden ETFs eure Risiko immernoch relativ breit streut und Branchen- und Länderunabhängig investiert. Kombiniert ihr sogar beide ETFs wird eure Streuung noch größer.

Trotzdem unterliegen die ETFs den allgemeinen Risiken von Aktien, also beispielsweise konjunktuerellen Wirtschaftszyklen mit den entsprechenden Schwankungen, wobei das Risiko im Vergleich zu dem Kauf einzelner Aktien durch die größere Streuung gemindert wird. Bei einem ausreichend langen Investmenthorizont von mehr als 10 Jahren solltet ihr damit auch Krisen aussitzen können und so eurer Risiko weiter minimieren.  

Im Fall des Clean Energy ETF gilt, dass ihr zwar in verschiedene Länder, aber nur in eine Branche mit vergleichsweise wenigen Unternehmen investiert, wodurch das Investment hohen Risiken ausgesetzt ist, wenn die Branche mal nicht so gut läuft. Hier ist die Frage, ob ihr aus idealistischen Gründen dieses höhere Risiko wirklich in Kauf nehmen wollt.

SCHRITT 4 - Vorteile / Nachteile nachhaltiger ETFs.

Mit nachhaltigen ETFS wird stressfreies passives Investieren mit gutem Gewissen möglich. Über Sparpläne könnt ihr diese langfristig einfach besparen. Unter Berücksichtigung eines ausreichend langen Anlagehorizonts könnt ihr gute Renditen erzielen durch ein günstiges Anlageprodukt. Außerdem weisen viele ETFs eine große Auswahl von Unternehmen auf und bieten somit eine hohe Diversifikation.

ETFs bzw. nachhaltige ETFs vereinen somit die Vorteile von Aktien und Fonds in einem Produkt. Ihr könnt mit einem Wertpapier kostengünstig in ganze Märkte investieren und somit das Risiko breit streuen.

Ihr habt meist eine hohe Liquidität und könnt eure ETFs schnell wieder verkaufen.  Außerdem haben nachhaltige ETFs eine aus meiner Sicht bessere Zukunftsaussicht, da sich die Unternehmen auf den notwendigen Wandel unseres Wirtschaftens bereits heute einstellen.

Als Nachteile sind zu nennen, dass die Auswahl sehr Zeitintensiv sein kann, wenn du deine eigenen Recherchen bezogen auf deine Qualitätsansprüche an einen nachhaltigen ETF durchführst. Hast du diese aber einmal gefunden und als Sparplan eingerichtet ist auch dieser Nachteil nicht mehr so groß.

Weitere Nachteile sind, dass du teilweise fragwürdige Entscheidungskriterien der ETF-Anbieter über die Zusammensetzung der Fonds hast. Somit besteht die Möglichkeit, dass auch nach der Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien Schwarze Schafe in der Auswahl verbleiben. Ein oftmals angebrachter Nachteil von ETFs ist, dass du kein Aktien Stimmrecht hast – du wirst somit nicht zur Jahreshauptversammlung eingeladen und trittst dieses Recht an deine ETF-Gesellschaft ab. Damit gibst du letztendlich der ETF-Gesellschaft einen großen Einfluss auch in Hinblick auf Nachhaltigkeitsausrichtungen.

Weitere Nachteile sind, dass die Diversifikation teilweise nicht so hoch ist, wenn nur eine Branche betrachtet wird. Und die hohe Liquidität kann sowohl Vor- als auch ein Nachteil sein, da du in Krisen schnell von der Anlagestrategie des langfristigen Investieren abweichen könntest.

SCHRITT 5 - Nachhaltigkeit.

Und wie nachhaltig sind diese Produkte jetzt tatsächlich? Wen ich unterstütze ich mit meinem Geld?

Im letzten Schritt habe ich bereits erklärt was beim Kauf eines physischen ETFs passiert. Das nachhaltige Unternehmen hat keinen direkten Vorteil von eurem Investment, da die Aktien, die sich in eurem ETF Anteile befinden, in den meisten Fällen am Sekundärmarkt erworben wurden. Somit fließen eure Einzahlungen nicht direkt an das Unternehmen, sondern an die ETF Gesellschaft, die wiederum die Aktien von anderen Aktionären an der Börse kauft.

Steigt jetzt die Nachfrage stark an den nachhaltigen ETFs und somit auch an den Aktien nachhaltiger Unternehmen, steigt auch der Aktienkurs. Durch einen steigenden Aktienkurs, kann es wiederum für das Unternehmen leichter werden zukünftig über Kapitalerhöhungen weiteres Eigenkapital einzusammeln und kann so weiter wachsen und die nachhaltige Wirtschaft ankurpeln.

Also zusammengefasst: direkt unterstützt du mit deinem Geld nicht das Unternehmen. Indirekt kannst du aber durch die erhöhte Nachfrage den Aktienkurs steigen lassen und so nachhaltige Unternehmen unterstützen und zu einem Wachstum der nachhaltigen Wirtschaft beitragen.  

FAZIT.

Durch die nicht wirklich eindeutigen Definitionen der Begrifflichkeiten wie „Nachhaltigkeit“, „Ökologisch“ oder „ethisch“ im Bereich der Geldanlagen finden sich auch immer mal wieder fragwürdige Firmen in der vermeintlich nachhaltigen ETF Auswahl.

Es gibt daher kein allgemeingültiges „richtig“ oder „falsch“ und es bedarf immer einer persönlichen Prüfung unter Berücksichtigung deiner Nachhaltigkeitsansprüche.

Wenn man dann aber einen persönlich passenden ETFs gefunden hat, bieten diese eine gute Möglichkeit für ein einfaches, kostengünstiges und passives Investieren mit oftmals einer breiten Streuung, ohne dabei langfristig auf eine gute Rendite zu verzichten.

Investierst du bereits in nachhaltige ETFs? Lass es mich wissen und schreib es in die Kommentare.

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