Elektroautoboom in Deutschland – Aktien von Tesla oder Nio sind im letzten Jahr durch die Decke geschossen – und etablierte Auto-Marken wie VW oder Jaguar beschließen mit ihren Zukunftsstrategien vermehrt oder sogar zu 100 % auf elektrische Antriebe zu setzen. Der Hype um die Batterieelektrische Mobilität nimmt in der letzten Zeit also ordentlich an Fahrt auf und du fragst dich jetzt vielleicht wie du von dieser Entwicklung profitieren kannst? Welche Unternehmen es in diesem Bereich gibt oder auch wie nachhaltig die Elektromobilität überhaupt ist? In diesem Artikel beantworte ich dir genau diese Fragen. Viel Spaß!
Bevor wir uns anschauen wie man in den Bereich investieren kann, möchte ich zeigen warum die Elektromobilität überhaupt an Relevanz gewinnt und warum aus Sicht des Klimaschutzes eine hohe Notwendigkeit darin besteht unsere Mobilität grundlegend zu verändern. Mit dem Pariser Klimaabkommen im Jahr 2015 wurde von 173 Staaten das Ziel formuliert den Anstieg der Erderwärmung auf ein Maß von höchstens 2, eher sogar auf ein Maß von 1,5 Grad zu begrenzen und zwischen 2050 und 2100 unsere Weltwirtschaft treibhausgasneutral werden zu lassen. Treibhausgasemissionen sind beispielsweise CO2, Methan, Lachgas oder F-Gase und entstehen zum größten Teil nämlich zu insgesamt 80 % aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe [Quelle]. Der Anteil der gesamten weltweiten CO2 Emissionen des Verkehrssektors liegt hierbei bei 25 % und in Deutschland bei ca. 19 % [Quelle].
Somit gibt es bei der Mobilität einen sehr großen Hebel die weltweiten CO2 Emissionen zu senken. Nur die Frage ist wie?
Möglichkeit 1 ist es, dass weltweit weniger Autos genutzt werden bzw. die Mobilität reduziert wird. Da aber bisher die Anzahl der Autos kontinuierlich gestiegen ist und bis 2035 die Zunahme der Autos sogar noch stärker prognostiziert wird, wird wohl in absehbarer Zeit die Nachfrage nach Autos nicht sinken [Quelle] [Quelle].
Bisherige Entwicklung:
Zukünftige Entwicklung:
Hier kann aber natürlich jeder selbst bei sich persönlich ansetzen und auf ein Auto verzichten, wenn es möglich ist.
Die zweite Möglichkeit ist es, dass durch andere Technologie die Klimabilanz eines Autos über die Lebenszeit besser wird. In dieser Klimabilanz sind vor allem die Herstellung und Entsorgung des Autos und die CO2 Emissionen, die sich aus dem Fahrbetrieb für die Energiebereitstellung also für die Herstellung bzw. Nutzung des Kraftstoffs freigesetzt werden, entscheidend. In diese Aufstellung des Umwelt Bundesministeriumsfließen alle Emissionen rein also auch die der Strombereitstellung und der Herstellung des Autos inklusive Antriebsbatterie und Elektromotor [Quelle].
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Treibhausgasemissionen eines heutigen Elektrofahrzeugs der Kompaktklasse über den gesamten Lebensweg niedriger als bei vergleichbaren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist und gegenüber dem Benziner etwa 30 % weniger Klimagase und gegenüber einem Diesel etwa 23 % weniger erzeugt. Ein Elektrofahrzeug, das 2030 neu zugelassen wird, wird über seinen Lebensweg 42 Prozent weniger CO2-Emissionen als ein Benziner verursachen. Verglichen mit einem Dieselauto sind es 37 Prozent.
Eine weitere aktuellere Studie der TU Eindhoven kommt zu noch besseren Ergebnissen und kommt auf eine bessere Klimabilanz des E-Autos je nach Autotyp zwischen 54 bis 82 % [Quelle].
Die Studie legt aktuellere und viel klimafreundlichere Daten der Batterieherstellung zu Grunde und stützt sich dabei auf den neusten veröffentlichten Werten von Tesla. Außerdem wird eine längerer Batterielebenslaufzeit von 250.000 km und ein weiterer Ausbau der erneuerbaren Energien zugrunde gelegt, wodurch sich die CO2 Emissionen des Stroms über die Laufzeit verbessern.
So wird ein durchschnittlicher Wert von 250 gCO2/kWh über die Lebensdauer zugrunde gelegt und nicht einfach der derzeitige Wert von 400 gCO2/kWh angenommen wie es in vielen anderen Studien gemacht wird. Dadurch sieht man, dass der zusätzliche Klimarucksack einer Batterie bereits nach knapp 30.000 km eingeholt wird und die Nutzung eines Elektroautos über die gesamte Lebensdauer deutlich besser als ein Benziner oder Diesel ist.
Wer zukünftig ein Elektroauto nutzt kann sich seine persönliche Klimabilanz natürlich sogar noch weiter verbessern, indem man zusätzlich eine Photovoltaikanlage installiert oder einen wirklich guten Ökostromtarif wählt. Hier der Artikel zum Ökostromwechsel [Klick].
Zusammenfassend kann man sagen, dass Elektrofahrzeuge mit Sicherheit kein absolutes Allheilmittel sind und auch weitere nachhaltigere Mobilitätsformen wie die Verstärkung des ÖPNV, Ausbau von Carsharing oder anderen neuen Mobilitätsformen einen Teil dazu beitragen müssen den CO2 Ausstoß des Verkehrssektors zu senken.
SCHRITT 2 - Unternehmen der Elektromobilität.
Im zweiten Abschnitt möchte ich zeigen welche Unternehmen von einem Ausbau der Elektromobilität entlang der Prozesskette profitieren könnten. Wie im ersten Abschnitt dargestellt bedarf es grünen Strom für einen wirklich positiveren Klimanutzen der Elektromobilität. Wie du in Unternehmen der Wind oder Solarbranche investieren kannst, habe ich dir in meinem Artikel zum nachhaltigen Investieren gezeigt und hier mal verlinkt [Klick].
Dieser grüne Strom wird dann über unsere Übertragungs- und Verteilnetze zum Ladepunkt transportiert und kann dort über eine Ladestation die Batterie des Autos laden. Diese Ladestationen können entweder im Privathaushalt oder an öffentlichen Ladepunkten installiert werden.
Im Elektroauto wird dann der Strom aus der Batterie genutzt und diese elektrische Energie wird dann in einem Elektromotor in kinetische Energie umgewandelt und versetzt das Auto in Bewegung. Weitere Profiteure entlang dieser Prozesskette sind neben den genannten Wind- und Solarunternehmen also Ladeinfrastrukturhersteller und Betreiber, Batteriehersteller und Elektroautohersteller. Neben den Herstellern von Elektroautos umfasst die Elektromobilität natürlich auch noch E-Scooter, E-Bikes, E-Busse oder E-Roller, auf die ich in diesem Artikel aber nicht weiter eingehe.
SCHRITT 3 - Entwicklung der Elektromobilität.
Anhand der PKW Neuzulassungen in Deutschland kann man sehen, dass sich in den letzten Jahren ordentlich was getan hat und im Jahr 2020 fast 600.000 Batterieelektrische oder Hybridfahrzeuge neu zugelassen wurden. Damit hatten die Elektroautos bei insgesamt 3 Millionen Zulassungen im Jahr 2020 in Deutschland bereits einen Anteil von ca. 20 % an allen Neuzulassungen [Quelle] & [Quelle].
Auch weltweit kann man sehen, dass sich bis 2019 die Anzahl der Elektroautos stark von 200.000 im Jahr 2012 auf knapp 11 Millionen im Jahr 2020 erhöht hat. Ca. 3 Millionen mehr im Jahr 2020 [Quelle].
Jetzt ist natürlich die Frage wie sich dieser Ausbau in Zukunft verhalten wird? Für Deutschland habe ich eine Studie des Ökoinstituts gefunden, dass von einer Anzahl von 40 Millionen Elektroautos im Jahr 2050 ausgeht, was knapp 93 % des Autobestands in Deutschland und einem Zubau um 1.300 % im Vergleich zum Jahr 2020 entsprechen würde [Quelle] & [Quelle].
Weltweit wird die Entwicklung bis 2030 auf bis zu 250 Millionen Elektrofahrzeuge geschätzt und damit wäre bereits ein Viertel der Autos elektrisch unterwegs. Bis 2050 könnte weltweit der Bestand von Elektroautos bereits 70 % ausmachen.
SCHRITT 4 - Vom Ausbau der Elektromobilität profitieren.
Wenn du jetzt von diesem aufkommenden Wachstum der Elektromobilitätsbranche langfristig profitieren willst, habe ich dir folgend die zehn Unternehmen mit den höchsten Absatzzahlen an Elektroautos im Jahr 2020 aufgeführt.

In der vierten Spalte sieht man allerdings schnell, dass nicht jedes Unternehmen ausschließlich Elektromobilität anbietet und man deshalb über die Nachhaltigkeit einer solchen Investition auf jeden Fall mehr als streiten kann. Diese Unternehmen verkaufen derzeit nämlich fast alle zu mehr als 90 % Verbrenner. Ausschließlich Elektroautos verkaufen in der Liste nur Tesla und BYD.
Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass sich auch weitere Autobauer aus der Liste in den nächsten Jahren dazu entschließen ausschließlich auf Elektromobilität zu setzen. Denn schaut man sich die CO2 Minderungsziele für Deutschland von 40 bis 42 % gegenüber 1990 bzw. von 30 % innerhalb der EU an, wird klar, dass auf jeden Fall nachhaltigere Mobilitätsformen notwendig werden und die Dekarbonisierung zum grundlegenden Wirtschaftsprinzip und zum wichtigsten Treiber des Wandels in der Mobilität werden [Quelle] & [Quelle]. Fossile Kraftstoffe als Energieträger im Straßenverkehr werden es auch durch die immer strenger werdenden Reglementierungen und die steigenden CO2 Preise künftig schwer haben.
Welches Unternehmen diesen Wandel in den nächsten Jahren und Jahrzehnten am Besten hinbekommen wird, lässt sich derzeit natürlich noch nicht sagen. Auch hier gilt der Hinweis, dass nicht automatisch jedes Unternehmen, das sich jetzt klar zu einem Ausbau der Elektromobilität positioniert damit auch Erfolg haben wird und man von steigenden Aktienkursen profitieren kann.
In der folgenden Liste habe ich mal börsennotierte Hersteller dargestellt, die ausschließlich elektrische Autos anbieten. Hierzu sei allerdings auch gesagt, dass einige bisher kein einziges Elektro-Auto ausgeliefert haben und diese jungen Unternehmen natürlich nochmal zusätzliches Risiko bergen. In dieser Liste befindet sich dann z.B Nio, das alleine in den letzten 5 Jahren einen Kurszuwachs von 600 % hatte (Stand 19.02.2021).

In der folgenden Graphik sind die zehn größten Service-Anbieter für Elektromobilitäts-Ladepunkte für eine Auswahl von europäischen Ländern aufgeführt. In die Graphik sind 158.500 Ladepunkte in Europa mit eingeflossen und in der Tabelle ist aufgeführt mit welchen Ladekarten man an wie vielen dieser Ladepunkte laden kann. Hier muss man leider feststellen, dass diese Services meist von größeren Unternehmen nur einen kleinen Geschäftsanteil ausmachen und die Liste von Ölkonzernen oder von Autoherstellern angeführt werden, die nicht gerade für nachhaltige Produkte bekannt sind. Ein paar der anderen Unternehmen, die durchaus ein 100 % grünes Geschäftsmodell verfolgen, sind bisher nicht börsennotiert.

Aktien der Hersteller von Ladeinfrastruktur gibt es aber zum Teil an der Börse zu erwerben. Zum Beispiel das Dortmunder Unternehmen Compleo, das bisher knapp 25.000 Ladesäulen ausgeliefert und sein Geschäftsmodell ausschließlich auf Ladesäulen ausgerichtet hat. Andere Hersteller sind oft große Konzerne wie ABB, Schneider Electric oder Unternehmen wie Alfen, bei denen die Ladesäulen meist nur einen kleinen Geschäftsteil ausmachen.
Neben Autoherstellern und Ladesäuleninfrastukturbetreibern bzw. Herstellern können auch die Zulieferer für die Batterien wie z.B. Panasonic, LG Chem oder die deutschen Unternehmen Varta oder Akasol profitieren. Das Ganze ist jetzt nur eine Auswahl und es gibt mit Sicherheit noch mehr Unternehmen.
Wer nicht auf Einzelaktien, sondern auf breiter gestreute ETFs setzten möchte, habe ich einmal vier ETFs aufgeführt, die sich mit dem Thema Elektromobilität auseinandersetzen und jeweils nach unterschiedlichen Kriterien bewertet.
Insgesamt erkennt man, dass alle nicht mehr als 100 Unternehmen im ETF haben und somit die Streuung nicht extrem hoch ist, aber auch nicht komplett gering. Dann fällt auf, dass es die meisten kaum länger als zwei Jahre gibt und daher schlecht abgeschätzt werden kann, ob sich der Fonds auch etablieren wird und ein langjähriger Benchmark fällt weg. Außerdem wurden nur zwei der vier ETFs auf Nachhaltigkeitskriterien untersucht.
Alle anderen verfolgen aufgrund der Ausrichtung auf die Elektromobilität zumindest auf den ersten Blick einen einigermaßen nachhaltigen Aspekt, dennoch ist nicht auszuschließen, dass sich nicht doch unethische oder unökologische Unternehmen in der Auswahl befinden. Auch richten viele der Unternehmen in den ETFss nur einen kleinen Teil auf den Bereich der Elektromobilität aus.
Beispielhaft geh ich einmal auf den iShares Electric Vehicles and Driving Technology ETF ein, der den STOXX Global Electric Vehicles & Driving Technology NET Index nachbildet. Unter den insgesamt 95 enthaltenen Positionen befinden sich dabei jene Unternehmen, welche besonders stark von den zukünftigen Trends hin zur Elektromobilität sowie der stärkeren Digitalisierung profitieren könnten.
Neben Tesla und BYD befindet sich eine Vielzahl an Industrie- und IT-Unternehmen, welche in den Bereichen Software, Hardware, Halbleiter, sowie Batterie- und Fahrzeugtechnik tätig sind. Zusätzlich werden auch viele reine Zulieferer berücksichtigt. Aber man sieht auch hier, dass alleine in den TOP 10 vier Autobauer enthalten sind, die derzeit noch den größten Teil mit Verbrennern umsetzen.
Fazit.
Abschließend kann man festhalten, dass für eine nachhaltige Entwicklung unserer Mobilität der Ausbau der Elektromobilität einen positiven Einfluss haben kann. Allerdings ist auch die Klimabilanz eines Elektroautos nicht optimal und erst richtig gut, wenn er mit grünem Strom getankt wird. Was die Investition in die Technologie angeht, bin ich eher zwiegespalten. Unternehmen mit einer 100 %igen Ausrichtung auf Elektromobilität gibt es bisher eher wenige, die in den letzten Jahren einfach sehr krass gehyped wurden und jetzt scheinbar auch erstmal wieder nach unten korrigieren wie man am Beispiel von Tesla und Nio derzeit sieht.
Auch hast du bei vielen Aktien und ETFs nicht die Gewissheit wirklich in ausschließlich nachhaltige Unternehmen zu investieren. Man muss also für die Investition ein bisschen Kompromissbereitschaft mitbringen und sich zum Teil dem erhöhten Risiko durch eine „Sektor-wette“ bewusst sein.
Ich hoffe dieser Artikel hat dir gefallen. Dieser Artikel ist auch als Video auf meinem YouTube Kanal* und ist Teil der Videoreihe nachhaltige Geldanlagen. In dieser Videoreihe werde ich zukünftig auch auf Bereiche wie Speichertechnologien oder Direktinvestitionen in erneuerbare Energien weiter eingehen. Du möchtest also zukünftig mehr über diese nachhaltigen Geldanlagen, aber auch über Energiewende erfahren? Dann abonnier am besten meinen YouTube Kanal und du verpasst kein Video mehr.