Hast du dich schonmal gefragt wie nachhaltig eigentlich dein Broker wie zum Beispiel Trade Republic* oder Scalable Capital* ist und gibt es auch nachhaltige ETF – Depots z.B. bei einer nachhaltigen Bank?
In diesem Beitrag werden wir uns daher einmal eine Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten eines Depots bei einer nachhaltigen Bank anschauen und den Vergleich zu Neobrokern aufstellen.
Außerdem zeige ich dir die Vor- und Nachteile der jeweiligen Varianten und zeige wieso bei der Auswahl des Brokers nicht nur die Nachhaltigkeit entscheidend ist.
Anschließend beantworte ich dann im zweiten Teil die Frage wie nachhaltig die Neo-Broker Traderepublic* und Scalable Capital* sind.
SCHRITT 1 - Depots bei nachhaltigen Banken vs. Depots bei Neobroker
In meinem Artikel zum Vergleich nachhaltiger Girokonten habe ich dir bereits die größten nachhaltigen Banken vorgestellt. In der Tabelle findest du daher die bekannten Banken wie GLS Bank, die TriodosBank, Tomorrow*, die Ethikbank oder die Umweltbank.
Von diesen Banken bieten grundsätzlich alle Banken, bis auf Tomorrow*, die Möglichkeit ein Depot zu eröffnen und so in nachhaltige Finanzprodukte zu investieren.
Auch Tomorrow* wird bald nachziehen und hat bereits seit letztem Jahr angekündigt nachhaltiges Investieren zu ermöglichen, musste den Start aber leider nochmal auf dieses Jahr verschieben. Sobald es möglich sein wird, werde ich dazu auch nochmal einen gesonderten Beitrag erstellen.
Als Vergleichsbroker für die Neobroker habe ich die derzeit größten Anbieter in diesem Bereich Trade Republic* und Scalabe Capital* aufgeführt.
Punkt 1: Kosten.
Von den nachhaltigen Banken in der Tabelle bieten 3 von 4 eine kostenlose Depotführung an, bei der GLS Bank werden Depotführungsgebühren in Abhängigkeit vom Bestand erhoben und betragen mindestens 5,95 bis max 59,50 € pro Jahr.
Beim Brokerangebot der Ethik Bank, dem Geno Broker der DZ Bank AG, der auch von fast 900 Genossenschaftsbanken in Deutschland angeboten wird, muss mindestens eine kostenpflichtige Order ausgeführt werden, sonst betragen die Kosten min. 40 € p.a.. Die Depots bei den Neo Brokern sind derzeit beide in der Grundversion kostenlos.
Der Kauf von Aktien und Anleihen ist bei den nachhaltigen Banken deutlich teurer als bei Neobrokern. So zahlt man beispielsweise bei der GLS Bank mindestens 20 € bzw. 1 % des Kurwertes beim Aktien- und 15 € bzw. 0,5 % beim Anleihenkauf.

Verglichen mit den Preisen von 1 € bei z.B. Trade Republic* ist das natürlich ne Hausnummer. Allgemein können die meisten Produkte von Neobrokern günstiger angeboten werden, da meist weniger Service geboten wird und Kosten für Filialen oder Kosten durch Digitalisierung im Vergleich zu alteingefahrenen Banken wegfällt.
Punkt 2: Produktauswahl + Produktkosten nachhaltige Banken.
Nachhaltige Finanzprodukte im Angebot der nachhaltigen Banken sind meist aktiv gemanagte hauseigene Finanzprodukte oder Partnerprodukte, die z.T. mit sehr hohen Kosten verbunden sind. Diese haben dann zum Teil hohe Ausgabeaufschläge von bis zu 5 % und jährlichen Kosten von 2 % und mehr.
Die weitere Auswahl an Produkten wie ETFs, Aktien und Anleihen ist teilweise recht groß wie im Beispiel der GLS Bank, allerdings wie beschrieben zum Teil ziemlich teuer.
Möchte man einen Sparplan abschließen muss man dafür zum Teil ein weiteres Depot (im Fall der GLS Bank bei der Union Investment) eröffnen. Da die Union Investment nur aktiv gemanagte Fonds-Produkte anbietet, ist es auch nicht möglich zusätzlich z.B. ETF-Sparpläne bei der GLS Bank abzuschließen.
Auch bei der Triodos Bank erfolgt die Eröffnung des Depots eigentlich bei der Fondsdepotbank und dort können dann ausschließlich die Impact-Fonds der Triodos und keine weiteren Wertpapierprodukte erworben werden (Aussage auf Nachfrage per E-Mail an Triodos).
Schaut man sich das Angebot der Onlinebroker wie Scalabe* oder Trade Republic* an sieht man, dass das Angebot an handelbaren Werten ziemlich groß ist und es gibt eine große Auswahl an ETFs, Einzelaktien und Anleihen. ETFs sind bei NeoBrokern meist kostenlos besparpar über einen Sparplan und die laufenden Kosten sind meist auch deutlich geringer. Sparpläne können auch bereits zu kleineren Beträgen von 10 bzw. 1 Euro aufgesetzt werden.
Der Vergleich lautet hier also weniger Neo Broker vs. Nachhaltige Bank, sondern eher nachhaltige aktive Fonds vs kostengünstigere nachhaltige ETFs/Anleihen und Einzelaktien.
Auf die Vor- und Nachteile eines ETFs im Vergleich zu einem aktiven Fonds gehe ich diesem Beitrag nicht genauer ein und verweise mal auf die Vorteile von ETFs in diesem Artikel.
Punkt 3 – Nachhaltigkeit der Produkte.
Während du mit Einzelaktien über Neo Broker gezielte Investitionen in nachhaltige Unternehmen machen kannst, ist die Kritik an nachhaltigen ETFs oft, dass beispielsweise über den Best-in-class Ansatz auch weiterhin Ölkonzerne oder Rüstungsunternehmen enthalten sein können. Einfach weil diese in ihrer Branche die vermeintlich nachhaltigsten sind. Diese Kritik ist nicht unbegründet.
Wie du bei der Auswahl eines nachhaltigen ETFs richtig vorgehen kannst habe ich dir in meinem Video zu nachhaltigen ETFs bereits gezeigt.
Bei der Auswahl der Unternehmen für die Fonds einer nachhaltigen Bank gibt es meist ein Gremium oder Fondsmanager, die jeden Titel einzeln auswählen und somit in punkto Nachhaltigkeit die Nase vorne haben.
Punkt 4: Bedienerfreundlichkeit.
Auch wenn ich nicht die Bedienerfreundlichkeit der Depots bei den nachhaltigen Banken testen konnte, ist für mich bereits die Übersichtlichkeit bzw. Bedienerfreundlichkeit auf den Websites verglichen mit Neo-Brokern meiner Meinung nach um einiges schlechter und weniger intuitiv.
Außerdem ist gerade einer der Vorteile von Neobrokern die übersichtliche und schöne Bedieneroberfläche durch die sie sich von anderen Brokern abheben wollen.
Punkt 5: Beratung.
Bei Neo-Brokern handelt man eigenverantwortlich, eine Anlageberatung findet meist nicht statt.
Bei nachhaltigen Banken ist dies zum Teil möglich. Den Kundenservice kann ich leider an dieser Stelle nicht beurteilen, da ich hier selbst bisher zu wenig Erfahrungen gesammelt habe.
Zusammengefasst:
- Kosten: Bei den Kosten siegen die Neo Broker.
- Produktauswahl: Je nachdem wonach du suchst – ETFs, Aktien und Anleihen bekommst du besser über einen Neo-Broker, Fonds bekommst du besser über deine nachhaltige Bank.
- Nachhaltigkeit der Produkte: Durch Gremien und Fondsmanager gewinnen hier die nachhaltigen Banken mit ihren Nachhaltigkeitsfonds.
- Bedienerfreundlichkeit: Hier siegen klar die Neo-Broker
- Kundenservice: Keine Bewertung möglich.
Im meinem Vergleich gewinnen also die Neo-Broker vor einem Depot bei einer nachhaltigen Bank. Allerdings hinkt dieser Vergleich ein wenig, da nicht wirklich gleichwertige Angebote miteinander verglichen werden und es stark von deinen persönlichen Kriterien abhängig ist.
SCHRITT 2 - Wie nachhaltig sind Neobroker?
Dafür vorab die Frage: wie viel Geld verdienen die Broker an uns überhaupt, womit dann theoretisch im schlimmsten Fall nicht nachhaltige Investitionen getätigt werden könnten?
Trade Republic* und weitere Neo-Broker verdienen ihr Geld größtenteils über sogenannte payment for order flow oder zu deutsch Rückvergütungen. Jeder Handel einer Aktie, ETF oder Fonds wird über eine Börse oder einen Handelspartner abgewickelt. Vermittelt ein Broker einen Handel an einen Handelspartner erhält dieser dafür eine Provision.
So erhält zum Beispiel Trade Republic* für jede Kundenorder eine Provision durch den exclusiven Handelsparter Lang & Schwarz, über den der Handel dann abgewickelt wird. Die Höhe der Provision kann variieren und beläuft sich je Order auf bis zu 3 €. Wie hoch der tatsächliche Betrag je Order ist, könnt ihr sogar bei jeder Order bei zum Beispiel Traderepublic nachlesen.
Im Geschäftsjahr 2020 hat Trade Republic* so zum Beispiel einen Umsatz von 26,8 Millionen € erzielt [Quelle].
Das bedeutet je mehr Handelsaktivitäten, desto mehr Geld verdient ein Broker. Und günstige Gebühren verleiten teilweise auch zum vielen Handeln…
Weitere Erlöse erzielen die Unternehmen durch:
- Payment for Order Flow Prinzip.
- Exclusivverträge mit ETF Anbietern (z.B. iShares, Lyxor oder Amundi)
- Bestandprovisionen für aktive Fonds
Wie viel Geld ist das konkret?
Am Beispiel eines Buy & Hold Ansatzes und dem durchschnittlichen deutschen ETF Sparplan in Höhe von 175 € im Monat verdient somit z.B. Trade Republic* mit den Rückvergütungen ungefähr 36 € jährlich (12*3 €) an euch. Vergleicht man das mit dem Anlagevolumen von in diesem Beispiel 2.100 € im Jahr ist also der Anteil eures in nachhaltige Anlageprodukte angelegtes Geld, deutlich höher als das was Trade Republic* oder Scalable an euch verdient. Um genau zu sein in diesem Fall 1,7 %.
Was stellen NeoBroker mit diesem Geld jetzt an?
Die günstigen Konditionen rechnen sich für die Neo Broker nur durch extremes Wachstum und den Aufbau eines großen Kundenstamms, der im besten Fall auch noch sehr häufig Ordern auslöst.
Die Broker investieren daher derzeit alles in den Ausbau der Kundenzahl und den Aufbau der Belegschaft. Außerdem sind die Neo Broker reine Wertpapierhandelsbanken und vergeben keine Kredite wie beispielsweise konventionelle Banken und können somit auch schwieriger zweifelhafte Geschäftspraktiken finanzieren. Daher ist das Risiko, dass dein Geld für nicht nachhaltige Unternehmen oder Projekte investiert wird aus meiner Sicht relativ gering.
Die Verwahrung der Wertpapiere erfolgt meist durch eine weitere Depotbank im Hintergrund. Bei Trade Republic* ist dies die HSBC, bei Scablable die Baader Bank.
Nachhaltigkeit der Unternehmen:
Zur Nachhaltigkeit des Unternehmens im Allgemeinen hat TradeRepublic nichts auf ihrer Internetseite dazu veröffentlicht… zumindest konnte ich nichts finden.
Scalable Capital* bezeichnet sich zumindest auf ihrer Seite als klimaneutrales Unternehmen. Sie gleichen ihre Unternehmensemissionen durch Aufforstung aus und setzen außerdem weitere Maßnahmen um, die man auf der Webseite nachlesen kann.

Zum Beispiel wird die IT mit 100 % Grünstrom versorgt und weitere Maßnahmen wie ein nachhaltiges Büro und Zug statt Flugreisen.

Sie sind dazu Mitglied im Leaders for climate action, eine Initative, die insbesondere digitalen Unternehmen durch verschiedene Maßnahmen aufzeigt wie sie als Unternehmen etwas gegen den Klimawandel tun können. Werden bestimmte Maßnahmen durch das Unternehmen erfüllt, können diese dann hier angegeben werden.
Hier hat Scalable mit Sicherheit noch Luft nach oben was die Anzahl der bisherigen Maßnahmen angeht, aber immerhin besser als gar nichts zu tun.
Zur Nachhaltigkeit gibt es außerdem noch eine Offentlegung, die ich euch hier noch einmal verlinkt habe.
Auswahl nachhaltiger Produkte:
Bei Scalable* findet man allgemein zu den nachhaltigen Produkten auf jeden Fall deutlich mehr Informationen und es gibt die Möglichkeit ein nachhaltiges ETF ESG-Portofolio zu erstellen bei dem du die Auswahl hast wie hoch dein Anteil von Aktien ETFs sein soll.
Im September gab es auch eine Umstellung der Nachhaltigkeitsauswahl der gemanagten Portofolios bei dem in dem nachhaltigen Ansatz vom ESG- auf den SRI-Ansatz gewechselt wurde, um noch höhere Nachhaltigkeitsstandarts zu erfüllen.
Eine genaue Zahl über die Anzahl nachhaltiger Produkte konnte ich leider weder bei Scalable* noch bei Trade Republic* rausfinden.
FAZIT.
Zusammenfassend mein Fazit, das nicht als Anlage- oder Brokerempfehlung zu verstehen ist, sondern lediglich meine persönliche Meinung widerspiegelt.
Die Entscheidung über das Depot bei einer nachhaltigen Bank oder einem NeoBroker ist weniger eine Entscheidung welcher Broker der bessere ist, sondern eher welche Form der nachhaltigen Geldanlage du nutzen möchtest.
Siehst du für dich den Mehrwert darin, in aktive Fonds zu investieren, ergibt das Depot bei einer nachhaltigen Bank mit Sicherheit Sinn. Bin ich lieber derjenige, der in kostengünstigere ETFs oder Aktien investieren möchte und dabei auch mit weniger Kundenservice und keiner aktiven Auswahl der enthaltenen Aktien eines ETFs zufrieden bin, ist der Neo Broker für mich die bessere Wahl.
Ich persönlich handhabe es derzeit zum Beispiel so, dass ich mein Girokonto bei einer nachhaltigen Bank habe, da das Geld auf dem Girokonto wirklich eine Wirkung erzielen kann und führe meine nachhaltigen Geldanlagen bei Neo Brokern aus.
Mir ist das vermeintliche Mehr an Nachhaltigkeit, die ich über aktive Fonds bei einer nachhaltigen Bank vielleicht erzielen kann, nicht den Preis der höheren Kosten, der geringeren Bedienerfreundlichkeit und der möglichen Minderrendite wert.
Außerdem ist der Anteil, den die Bank oder dein Broker an euch verdient, nur ein minimaler Teil des Anlagevolumens und die Wirkung deines Investments ist somit größer, als der potentielle Schaden, den du durch einen vermeintlich nicht nachhaltigen Broker erzielst.
Mit Sicherheit gibt es zu dem Thema aber auch andere Meinungen, die mich brennend interessieren würden und die du gerne mal in die Kommentare schreiben kannst.
Euer Felix von EnergieTaler – nachhaltig für Umwelt und Geldbeutel.